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Interview mit mir selbst

Da ich einer Rücknominierung für den Liebster-Award aus reiner Neugier nach meinen eigenen Antworten auf meine Interviewfragen entgehen möchte, gibt es wie angekündigt hier das Interview meiner Selbst mit meiner verträumten zweiten Persönlichkeit.

Interview mit mir selbst

1. Was fällt dir spontan zu Beton ein?

Beton ist in erster Linie ein schneller und flexibler Baustoff, der sich den verschiedendsten Anforderungen anpassen kann. Als zweites ist er als Sichtbeton ein Gestaltungselement, das mir persönlich nur gefällt, wenn es sehr sauber gearbeitet und mit klaren, hellen Materialien kombiniert wird. Generell finde ich Materialien wie Stein oder Holz allerdings haptisch und optisch sympathischer, für ausgefeilte und anspruchsvolle Konstruktionen sind allerdings Verbundstoffe und Beton durchaus geeignet.

2. War zuerst das Themenkonzept in deinem Kopf, oder der Wunsch einen Blog zu starten?

Das Bloggen an sich stand als reiner Tagebuchgedanke mit Brief-Ersatz eines Teenagers zuerst im Raum, allerdings gab es die Seite Raumzeichner schon lange bevor aus ihr ein Medium für Meinungen wurde. Hier war es also die Idee der Thematik, die nach langem Ringen mit mir selbst damals den Blog/das Magazin zum Portfolio hinzufügte.

3. Was ist besser, großes oder kleines Haus?

Klare Antwort: darauf weiss ich keine Antwort, denn beides hat seine Reize.
Das kleine Haus muss gut durchdacht sein, wirkt eher bescheiden obwohl es das gar nicht sein muss und kann dennoch das Beste Heim der Welt sein. Andererseits ist ein großes Haus auch nicht immer reiner Ausdruck von schierer Pompösität sondern kann auch einfach elegant und heimelig sein. – Je nach Anzahl der Bewohner tendiere ich dann aber doch eher zu großen Häusern.

4. Würdest du dein Haus lieber im Bestand oder im Neubau haben wollen?

Wenn ein Bestandshaus viele Möglichkeiten zur Verwirklichung meiner Wohnträume hergibt, dann würde ich lieber ein bestehendes Haus aufpeppeln und jeden Tag seine Geschichte einatmen als ein neues Gebäude auf eine grüne Wiese zu planen. Am liebsten wäre mir da ein großes freistehendes Bestandsgebäude im urbanen Umfeld, beispielsweise in Berlin. Dort gibt es sehr schöne Flecken mit wunderschönen alten Häusern, die viel Raum bieten, stilvoll und mit Platz zu leben.

5. Ab wann kann man ein Projekt nicht mehr alleine realisieren?

Wenn es die eigenen Kompetenzen oder Stärken überschreitet. Generell bedeutet es in der Architektur; immer. Niemand plant und baut sein Haus komplett allein, außer er baut sich eine Blockhütte, deren Bauholz er selbst schlägt. Das Anfertigen von Baustoffen, das Ausführen der Arbeiten und die Prüfung der Statik sind allein schon drei gewaltige Gründe, die dafür sprechen, ein Projekt in einem Team von Bauleuten zu bewältigen.

6. Was bedeutet Architektur für dich?

Der architektonische Gedanke besteht darin, etwas Gutes zu entwickeln, etwas, das die Menschen anspricht und sie innerlich berührt. Blickbeziehungen, hochwertige Materialien oder ungewöhnliche Grundrisse allein reichen nicht aus. Es geht um das Zusammenspiel von allen Aspekten, die die Gefühlswelt der Betrachter ansprechen. Architektur ist er- und gelebter Raum. Sie wird erst in vollem Umfang bewusst, wenn man sie durchwandert und somit den Raum erlebt. Das innere Bedürfnis eines Architekten ist, ein gebautes Erlebnis zu schaffen, das die Menschen berührt. Es muss das Gefühl von „Gut“ hervorrufen, damit ein Architekt zufrieden mit seinem Werk ist.

7. Welche Zeitschriften liest du?

Nicht strikt jede Ausgabe aber in unregelmäßigen Wiederholungen lese ich den Spiegel, Competitiononline, die Bauwelt, die Detail, BrandEins und Neon.

8. Wuchst du in einer Wohnung oder in einem Haus auf?

Die ersten paar Jahre, an die ich mich nicht erinnern kann, krabbelte ich durch eine Wohnung. Dann zogen meine Eltern in ein Haus und nahmen mich mit. Dort lebte ich dann, bis ich nach Nürnberg verschwand und in meine erste (zweier-) und zweite (dreier-) Wohngemeinschaft (WG) zog. Von dort aus zog ich nach Kaiserslautern, lebte auch dort wieder in einer (sechser-)WG, dann kurzzeitig wieder nach Nürnberg in meine alte zweite WG, dann wieder nach Kaiserslautern. Von Kaiserslautern dann nach Berlin zurück in eine (zweier-)WG, dann wieder in eine (zweier-)WG in Kaiserslautern und letztendlich in eine andere (fünfer-)WG in Kaiserslautern, in der ich jetzt seit einem guten halben Jahr schaue, was das Arbeitsleben mir so bietet und wohin es mich als nächstes treiben wird.

9. Liebst du das Land- oder das Stadtleben mehr?

Ich bin definitiv ein Großstadt-Gewächs, was ich daran merke, dass ich zwar gerade in einer Stadt wohne, diese mir aber trotz des Vorteils der kurzen Wege viel zu klein ist und mir da doch schon die Decke auf den Kopf fällt, was ich hier und da durch Heimatbesuche zu kompensieren versuche.

10. Welches ist dein Lieblingsplatz oder deine Lieblingsstadt?

Der Gewohnheit wegen ist mein Herz an die heimatlichen Gefilde von Berlin gebunden, allerdings hat mir auch London so gut gefallen, dass ich zusammengenommen auch dort schon mehrere Monate verbracht habe und somit die einzige Stadt im Ausland ist, die ich bisher mehr als einmal besucht habe.

11. Willst du weiterhin an deinem jetzigen Wohnort bleiben?

Definitiv: nein. Vielleicht noch 1,5 Jahre, aber das ist meine oberste Schmerzgrenze. Spätestens dann will ich meine drölftausend Sachen packen und wieder aus dieser Gegend hier verschwinden. Meine Heimat hat mich schon zu lange nicht mehr dauerhaft bei sich gehabt. Und auch wenn ich nicht zurück in die Heimat gehe, dann brauche ich definitiv nach 8 Jahren einen Tapetenwechsel.

Habt ihr eure eigenen Liebster-Fragen eigentlich auch mal beantwortet oder sie nur den anderen gestellt?

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2 thoughts on “Interview mit mir selbst

  1. „Architektur ist er- und gelebter Raum.“

    Das ist die beste Definition, die ich bisher je irgendwo gelesen habe. Kurz, prägnant, ohne fieses Fachchinesisch und trotzdem hat man sofort eine Vorstellung.

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