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Haus Eckstein in Nürnberg

Das Haus Eckstein in Nürnberg wurde zuletzt von Architekturbüro Fritsch + Knodt & Klug umgebaut. Der Geschichte und dem Umbau des Hauses wird eine kleine Serie gewidmet, die in den nächsten Wochen auf Raumzeichner.de erscheinen wird. Neben der Architektur werden auch Städtebau und Geschichte analysiert und beschrieben.

Geschichte des Hauses

Unter dem Eintrag „Ellenbogengässchen“, das durch den neuesten Umbau durch das Architekturbüro Fritsch + Knodt wieder hergestellt wurde, konnte im Bestand der Kommunalregistratur ein Grundstücksverkauf des “FlurstücksNr. 6101/2 der Gemarkung Sankt Sebald“ von der Stadt an „die Buchdruckerei W. Tümmels und den Verlag des Fränkischen Kuriers GmbH“ aus den Jahren 1941-1943 (C 7/VIII Nr. 1122) gefunden werden (Stadtarchiv Nürnberg).
Die erste Erwähnung des Grundstücks zur Burgstraße 1-7 in den Unterlagen des Stadtarchivs Nürnberg stammt vom 29. Juli 1879 aus einem Protokoll. In den Akten des Stadtmagistrats Nürnberg mit dem Betreff: Gesuch des Grundstücksbesitzers Wilhelm Tümmel um Aufstellung eines Dampfkessels […] vom 1. Oktober 1892 wird der Schriftverkehr samt einfacher Skizzen zum Umbau für den Einbau eines Kessels festgehalten.

Bilder mit freundlicher Unterstützung aus dem Stadtarchiv Nürnberg.
Bilder mit freundlicher Unterstützung aus dem Stadtarchiv Nürnberg.

Der Architekt Georg Heim errichtete 1887/88 das “Haus des Fränkischen Kuriers“ an dieser Stelle. Aus alten Zeichnungen geht hervor, dass sich das Haus radikal veränderte, die Kubaturen aber blieben. Da in den Akten aus 1887 von der Errichtung gesprochen wird, ist spekulativ, ob das Gebäude in diesem Zug völlig abgerissen wurde (Zu einem Abriss konnte ich keine Belege finden.).
Unter Wahrung der vorgefundenen mittelalterlichen Baufluchten und Grundstücksstrukturen entstand ein Gebäudeensemble im „Nürnberger Stil“. Es wurde bewusst kein nüchterner Fabrikstil gewählt sondern eine würdige und harmonische Repräsentation.

Der Nürnberger Maler Friedrich Wanderer beriet Gerorg Heim stilistisch und griff auf die traditionellen Bauformen wie Chörlein, Ziergiebel und Erker zurück.
Die Bombenangriffe des 2. Weltkrieges zerstörten den gesamten Gebäudekomplex bis auf die südwestliche Ecke.
Wiederaufbau Druckerei Tümpels 1952 & Umbau 1968
Wiederaufbau Druckerei Tümpels 1952 und Umbau 1968

Momentaufnahmen des Wiederaufbaus

Ab 1952 plante der Architekt Hans Huthöfer den Wiederaufbau des gesamten Areals. Von seiner Planung wurden allerdings nur Teile verwirklicht.
Es entstand ein für den Druckereibetrieb abgestimmter Betonstützbau in Verlängerung zum noch bestehenden zum Rathausplatz traufständigen Gebäude zwischen Burgstraße und Krämergasse. Die unbebauten Flächen dienten als Lade- und Rangierfläche der Druckerei.
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Allein der Funktion folgend wurde auf das repräsentative Äußere des Neubaues völlig verzichtet. Die inneren Funktionsabläufe standen im Vordergrund der Planung, sodass vergitterte Fenster sowie versteckte Zugänge entstanden und provisorische Zwischen- und Anbauten den Charakter des Rathausplatzes gänzlich veränderten.

Halbwachsengässchen 2, Untere Krämergasse 4 (Links), 1942
Halbwachsengässchen 2, Untere Krämergasse 4 (Links), 1942

Aus einem Schreiben vom 12. Oktober 1948 von der Technischen Abteilung der Baupolizei an das Stadtbauamt geht hervor, dass laut Architekt die Erstellung eines Lagerschuppens zur Unterbringung von Material während der Bauarbeiten unbe- dingt notwendig sei. Anfang 1954 wurde laut Schlusskontrolle die Errichtung eines behelfsmäßigen Schuppens und eines Transformatorenraumes fertiggestellt.
Die Baupolizei setzt schon in einem Schreiben vom 26. Oktober 1948 Bestimmungen über den Umgang mit Materialien beim Bau des Hauses fest. So wird unter Anderem festgelegt, dass zur Mörtelbereitung nur scharfkantiger Bausand verwendet werden darf.
Sand- oder Backsteine sind laut Bestimmung gründlich zu reinigen, wenn sie aus einem Abbruch stammen.
Backsteine dürfen nur unter Verwendung von Portlandzement vermauert werden.
Die Untersichten der Treppen und der Podeste sind weiß zu verputzen.
Die Außenwände des Gebäudes sind zu verputzen und zu streichen.

Aus der Baubeschreibung vom 23.7.1968, unterschrieben mit Hans Huthöfer, Architekt BDA, für die erdgeschossige Hofüberbauung im „Anwesen der Firma W. Tümmels-Verlag, Nürnberg, Burgstr. 1-7“ geht hervor, dass die im Keller überdeckte Hofanlage im Erdgeschoss eine Maschinenaufstellung ermöglichen soll, weshalb eine Abstützung der Decke ins untere Kellergeschoss von Nöten sei.
Im Zuge dieser Baumaßnahme fertigte man eine Stahlkonstruktion zum Abfangen an, die im Keller auf die vorhandenen Fundamente und Mauern aufgestützt wurde. Diese Stahlkonstruktion wurde durch die Decke hindurchgeführt und oberhalb als Stütze für eine Überdachung genutzt.

Die Überdachung wurde aus vorgefertigten Betonteilen gebaut. Die statischen Berechnungen ergaben eine Belastarkeit der Decke mit 1,0t/m2. Die Fensterbrüstungen in Richtung der Maschinenhallen wurden herausgebrochen und die Fenster entfernt, sodass es eine Verbindung hergestellt werden konnte. Die an der Burgstr. gelegenen Räume wurden von ihr aus belichtet und belüftet während der neu überdachte Teil nun nur noch durch Lüftungskuppeln mit Frischluft und Licht versorgt werden konnte. Die Konstruktionen wurden aufgrund der hohen Gefährdung allesamt feuersicher ummantelt.

Ist die Umnutzung von Gebäuden historisch relevant oder ist es nur nostalgische Wehmütigkeit, die dafür sorgt, dass Gebäude unter Denkmalschutz gestellt werden?

5 thoughts on “Haus Eckstein in Nürnberg

    1. Danke! War auch wirklich sehr sehr viel Arbeit, viele gefahrene Kilometer und Ordner voll historischer Akten. :) Demnächst gibts mehr davon, versprochen.

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