Der Innenraum – Material, Konstruktion und Licht
Teil 1 – Haus Eckstein in Nürnberg
Teil 2 – Heutige Nutzung
Teil 3 – Die Gewandung[/ut_alert]
Inhaltsverzeichnis
Material und Farbe
Neben dem für Nürnberg typischen sichtbaren Sandstein wurde für die Fassaden des Hauses ebenfalls auch Putz benutzt, der in verschiedenen Tönen eingefärbt wurde. So ist die Fassade des Ost-Hauses in einem Rotton eingefärbt und das West-Haus in Grau. Der Ocker-Ton wurde für das angrenzende, den Innenhof nach Norden abschließenden Gebäuderiegel verwendet, sodass im Innenhof alle drei Farben und die Glasfassade der Treppenhaushalle zusammenkommen und ein farbenfrohes Ensemble bilden.
Für die verschiedenen Fenster wurden Holzrahmen verwendet, die dem historischen Charme des Gebäudes nahe kommen sollen und die Tradition des Fensterbaus hochhalten. Gestrichen wurden die Fenster in seidenmattem Perlenzian und bilden damit den kühlen Gegenpol zu den überwiegend warmtönig gehaltenen Fassadenflächen. Als untraditionelle Details sind die Eingangstüren nicht mehr aus Holz gearbeitet sondern nun ein- oder zweiflügelige Metallrahmentüren mit Glasscheibe und umlaufender Festverglasung2. Die Rahmen der Scheiben sind in dunklem Grau gehalten während die Scharniere, Türklinke, Griffe und Schlösser silbern glänzen. Die Tür in der Innenhoffassade wurde als zweiflügelige, automatische Schiebetür aus Glas ohne Festverglasung konzipiert.
Innenraum
Beleuchtung
Die Beleuchtung des Eckstein erfolgt über eine Unzahl verschiedenster Lampen. Allein in der Treppenhaushalle gibt es fünf Ausführungen. Die meisten Lampen sind mit Energiesparleuchtmitteln ausgestattet. Flache Lampen sind vor allem an den Decken vom Eingangsbereich, den Treppenhäusern und dem Dachgeschoss angebracht. Die gleichen Lampen wurden im obersten Geschoss der Treppenhaushalle an den Wänden zwischen den Fenstern und Türen montiert.
Die Kegellampen sowie die Leuchtstoffröhren befinden sich vor allem in den Fluren zu den Büros. Ebenfalls in den Toiletten und in den Putzkammern befinden sich die Kegelleuchten, von denen immer eine permanent brennt und die anderen über Lichtschalter oder Bewegungsmelder zugeschaltet werden. In den Küchen sowie den Meditationsbereichen, im Foyer, im Eingangsbereich und auf den Ebenen 0 und -1 befinden sich Halogenstrahler, die punktuelle Lichtakzente setzen, in der Gesamtbeleuchtung aber einen eher unterordneten Rang haben. Die Blumenwand der Treppenhaushalle bestrahlen ab 20 Uhr abends Quecksilberdampflampen.
Belichtung
Dem natürlichen Sonnenlicht wurde im Haus der Kirche eine wichtige Rolle zugeschrieben. Als Begegnungsraum galt es eine gute, freundliche, einladende, positive Athmosphäre zu schaffen. Die Belichtung erfolgt in den drei Hauptgebäuden über die zumeist zweiflügeligen Fenster in den nach Ost, Süd und West ausgerichteten Fassaden. An den Nordfassaden gibt es keine Fenster, dafür ist die mittig angeordnete Treppenhaushalle nach Norden vollständig verglast und lässt so die größtmögliche Menge an Licht vom engen Innenhof ins Eckstein. Durch den recht geringen Abstand zu den gegenüberliegenden Gebäuden ist die Belichtung von den Straßenseiten gerade an der Westseite problematisch. Die große Menge an Fenstern ermöglicht aber eine gute Lichtausbeute, da jedes Büro über mehrere Fenster verfügt. Die Fensterflächen überwiegen in der Gesamtfläche der Fassaden, sodass bis auf den inneren Sanitärkern jeder Raum über Tageslicht verfügt.
Das Glasdach belichtet die gesamte oberste Ebene und sorgt dafür, dass durch das Auge der Gallerien Tageslicht bis in die Kelleretage des Hauses fällt. Zudem sind einige Flächen des Glasdaches mechanisch zu öffnen und dienen bei gutem Wetter der natürlichen Belüftung und einem guten Raumklima.
Durch die große verglaste Treppenhaushalle verfügen auch die nach innen gerichteten Büros und Seminarräume über Tageslicht, auch wenn sie keine Fenster zu den Straßen hin haben. Außerdem wurden alle zur Halle ausgerichteten Türen in Räume ohne Fenster als Glastüren ausgeführt. In die zur Treppenhaushalle gehenden Wände sind neben den Flurtüren auch Fenster im gleichen Stil wie die der Außenfassade eingelassen.
Im Längsschnitt wird deutlich, wie das Licht schräg in die Büros fällt und wie das Licht durch das Glasdach weit bis ins Gebäudeinnere eindringt. Da die Treppen schwebend und ohne Setzstufen konstruiert sind, wirken sie leicht und durchlässig und behindern das einströmende Licht so wenig wie möglich.
Die Halle spielt bei der Belichtung des ganzen Komplexes die größte Rolle und dient sogesehen als einziges großes Fenster mit darin schwebenden Ebenen, die dem Lichteinfall so wenig wie möglich im Weg stehen sollen. Ziel war es, einen großen, lichtdurchfluteten und möglichst schattenfreien Raum zu schaffen. Die einzigen unbelichteten Bereiche sind die Räume für die Technik und die Sanitäreinrichtung der Gastronomie, die sich im Keller des Hauses befinden und keinen großen Publikumsverkehr aufweisen und auch keine Auflagen für Arbeitsbedingungen erfüllen müssen. Der Querschnitt zeigt den Lichteinfall von den Straßenseiten und die indirekte Belichtung der innenliegenden Räume über die Treppenhaushalle (mitte).
Material im Innenraum
Im EG sowie im UG wurden für die massiven Treppen für Setz- und Trittstufen ein Belag von 3cm dicken, schwarzen Granit verwendet. Für die Fußböden in den Durchgangs- und Bewegungszonen wurden insgesamt rund 750m2 unglasierte, schwarze Fliesen im Maß von 1515cm verlegt. Verteilt in den Seminar- und Gruppenräumen wurden 170m2 6mm starkes Korkparkett verlegt. Für das Parkett wurde naturharzgebundener, unbehandelter, geschliffener Naturhartpresskork in Plattenmaßen von 3030cm verwendet, das eine gewissen Grundfußwärme sichert, worauf gerade in den Bereichen des Meditationsraumes sowie in den Räumen für die Kindergruppen großer Wert gelegt wurde. In den anderen Räumen wurde als Bodenbelag Stabparkett eingesetzt. Aufgrund der hohen Belastung, die ein Boden durch Stuhlrollen erfährt, wurde für die BüroraÅNume strapazierfähiges Linoleum gewählt.
In den WC-Räumen wurden schlichte, weiße 15*15cm Wandfliesen auf Dünnbettmörtel angebracht, die leicht zu säubern sind und die innenliegenden kleinen Räumlichkeiten nicht verdunkeln.
Die innenliegenden Fensterbänke sind aus Betonwerksteinen gefertigt. Sichtbarer Beton findet sich auch an den Untersichten der Gallierien in der Treppenhaushalle. Die Abdrücke der Schalung wurden sichtbar gelassen und der Beton weiß gestrichen. Die Schalungsstruktur ist aber nur im Bereich der Treppenhaushalle zu finden, in den Fluren und den anderen Treppenhäusern ist die Decke glatt gearbeitet und ebenfalls weiß gestrichen bzw mit einer Akkustikdecke abgehängt. Die frei schwebenden Treppen sowie die Handläufe an Treppe und Gallerie wurden aus hellem Buchenholz gefertigt und bilden einen farblichen und warmen Kontrast zu den schwarzen Böden, der rohen Decke und dem kühlen Metall der Nordfassade.
Möblierung und Ausstattung
Die mit Beamer und Bestuhlung ausgestatteten Seminarsäle und -räume wurden mit einer Akkustikdecke versehen. Die Bestuhlung ist schlicht, robust und stapelbar ausgewählt, die Teeküchen im ganzen Haus wurden als Theken ausgeführt, sodass sie offen sind und dem Konzeptpunkt der Kommunikation entsprechen. Sie laden zum Aufenthalt ein, sind im gleichen Holz gebaut wie die Bürotüren und klein und übersichtlich gehalten. Sie verfügen über Mikrowellen, Herde, KühlschraÅNnke und Spülmaschinen und wurden von den Mitarbeitern zusätzlich mit Kaffeemaschinen und Wasserkochern ausgerüstet, sodass eine Mittagspause im Büroalltag sowie auch Verköstigung bei Veranstaltungen kein Problem darstellen. Die in der Treppenhaushalle strategisch verteilten Sitzgruppen sind ebenso schlicht und zweckmäßig ausgewählt. Die Stühle haben Metallrahmen und farbige, dünne Polster. Die Rückenlehne besteht aus gelochtem Buchenholz und nehmen damit die Farbigkeit der Treppengeländer und der Treppenstufen auf.
Es gibt Ausführungen mit und ohne Armlehnen, die wiederum aus Buche bestehen und gebogenen Varianten des Treppen- Handlaufs entsprechen.
Konstruktion
Die Bestandshäuser1 wurden nach dem Krieg kostengünstig und zeiteffektiv aus Stahlbeton in die Höhe gezogen2. Da es im Herzen der Altstadt liegt war die Druckerei Tümmels gezwungen sich dem Aussehen4 des Vorkriegszustandes anzunähern.
Ein Bau aus Nürnberger Sandstein kam allerdings nicht in Frage, sodass die Gebäude Stahlbetonmassivbauten sowie Stahlbetonskelettbauten sind. Der Neu-Anbau des Treppenhauses ist eine Konstruktion aus Stahlbeton, Stahl und Glas. Die Gallerie-Ebenen sind aus Stahlbeton gefertigt und wurden in den Bestandshäusern verankert. Das Dach sowie die Fassade sind eine Stahl-Glaskonstruktion, die keine tragenden Wirkungen hat.
Nein, ich habe noch nie ein Gebäude so unter die Lupe genommen. Ich bin aber sehr dankbar, dass Du es gemacht hast, denn ich fand es unglaublich interessant, was bei so einer Planung alles bedacht und berücksichtigt wird.
Ab jetzt werd ich Gebäude wieder ein bisschen anders betrachten!
Freut mich, dass die Beitragsreihe einen neuen Blick auf Gebäude vermitteln konnte :)