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[Rezension] Fachwerkhäuser

Fachwerkhäuser | restaurieren – sanieren – modernisieren
Wolfgang Lenze
9. erweiterte Auflage
Fraunhofer IRB Verlag
ISBN 978-3-8167-8949-9

 

Lenze_7_Umschlag cmyk.indd “Fachwerkhäuser – restaurieren – sanieren – modernisieren” von Wolfgang Lenze nimmt den Leser an die Hand durch die Winkel eines Fachwerkhauses und bietet ein umfassendes Bild über Möglichkeiten und über nötige Maßnahmen, die bei einer Instandhaltung / -setzung zu beachten sind.

An Beispielen und mit Skizzen und Fotos führt Lenze gute und schlechte Beispiele vor Augen und schärft den Blick auf Baumängel. Er wird nicht müde, eindrücklich und wiederholend zu betonen, welche Maßnahmen zu weiteren, schwerwiegenden Schäden führen und welche dem Erhalt des Hauses dienlich sind. In erzählendem Ton führt uns Lenze in die Thematik des Fachwerkhauses ein. Einleitend wird die allgemeine Geschichte angerissen um dann darauf aufmerksam zu machen, worunter Fachwerkhäuser durch unsachgemäße Instandhaltungsmassnahmen heutzutage leiden. Nach und nach werden die einzelnen Sanierungsorte betrachtet und dabei jeweils in verschiedenen Möglichkeiten die Lösung der Probleme vorgestellt. Lenze beginnt beispielsweise bei der Kellersanierung und erläutert das Vorgehen bei der Sanierung von Boden und Wänden anschaulich mit Skizzen und kleinen Checklisten, die einem den Eindruck vermitteln, man würde direkt einen Plan an die Hand bekommen.

Diese Aufzählungen eignen sich gut, um eine Gliederung für weitere Gedanken zu haben. Wie auch häufig betont wird, stellt Lenze kein allumfassendes Wissen zur Verfügung sondern weist eher darauf hin, worauf man in der Zusammenarbeit mit den Fachfirmen achten sollte. Anschaulich und deutlich weist Lenze auf die Schwächen und Mängel einzelner Sanierungsmethoden hin und öffnet so die Augen vor dem eigentlich einleuchtend einfachen Vorgehen. Den Sanierungsabschnitten folgt jeweils eine kurze Zusammenfassung von Dingen, die man vermeiden sollte. Lenze Betont selbst, dass er kein fertiges Rezept zur Sanierung liefert und dass viele angewandte Maßnahmen kritisch zu begutachten sind. Auch seine eigenen Ratschläge wirken auf den zweiten Blick nicht immer einleuchtend und müssen wachsam hinterfragt werden. Hier und da wird ein wenig Lehrbuchwissen eingeflochten, das manchmal ruhig etwas weiter ausgeführt werden dürfte. Vermutlich müsste Lenze dann aber so weit ausholen, dass ein neues Buch nötig werden würde.

An manchen Stellen wird Lenzes Meinung so wehemment betont, dass es schon fast polemisch klingt und den seriösen Fachbuchcharakter vermissen lässt. (“Ich bezeichne das als Kulissenbau, und der gehört nach Hollywood.”, S. 65) Die Grundelemente des Fachwerkbaus werden kurz, bündig, aber auch ausreichend ausführlich angerissen, um sich einen Eindruck der verschiedenen Materialien und Verfahren zu verschaffen. Ein paar Widersprüche im Text fallen auf, die sicherlich begründet sind aber leider nicht begründet werden. So ist zunächst schlüssig erklärt, warum Holznägel zu verwenden sind, dann werden aber aus statischen Gründen verzinkte Stahlbolzenschrauben verwendet, obwohl Metall vorher als schädlich für den konstruktiven Holzschutz benannt wurde. Dieser Widerspruch (bzw das Übergehen dieser Abweichung in den weiteren Erläuterungen) wirft Fragen auf. Hilfreich sind die Falsch-Beispiele, die markiert und begründet sind. Ein besserer Lösungsvorschlag ist auch gegeben und bietet die Möglichkeit zur Selbstkontrolle. Für das proportionsgeschulte Architektenauge ist gerade im Kapitel Fenster durchaus nachzuvollziehen, warum er die gezeigten Beispiele als unpassend deklariert. Allerdings fehlte mir persönlich die Erleuchtung, warum sein Positivbeispiel passender war als die Negativbeispiele.

Wolfgang Lenze Fachwerkhäusern
Wolfgang Lenze Fachwerkhäusern

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Lenze einen guten Überblick und einen schnellen Einblick in das Thema Fachwerkhaussanierung gibt, dabei allerdings teilweise schlichte Sachlichkeit vermissen lässt und dem aufmerksamen Leser einige Fragen hinterlässt, die nicht beantwortet wurden.

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