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Wenn dich die Motivation verlässt

Du kennst das sicherlich. Das Gefühl, einfach keine Lust mehr zu haben. Du fragst dich, warum du den Mist hier eigentlich machst und warum du nicht einfach aufhörst.

Egal ob du dich durchs Studium quälst oder arbeitest, irgendwann hat doch jeder von uns diesen Punkt, an dem man denkt: WOZU?

Ich hatte ihn auch. Schon mehrfach. Während der Uni schon.

Was hat mir da geholfen?

Während des Studiums ist es realtiv einfach, sich neu zu fokussieren. Indem man etwas Abstand schafft und sich sammelt, ist man wieder in der Lage sich daran zu erinnern, warum man überhaupt angefangen hat.

Abwechslung

Während meines Hauptstudiums hatte ich das Gefühl, mich in der Arbeit zu verlieren und nicht mehr glücklich zu werden. Jeder Tag war geprägt von Skizzenrollen, Plotterkriegen und Modellbaukatastrophen. Ich arbeitete viel, aß ungesund und schlief maximal 3 Stunden am Tag. Damit ich nicht völlig in den Aufgabenstellungen der Profs unterging, suchte ich mir Ehrenämter, die mich ablenkten und zu denen ich mich verpflichtet fühlte. So schaffte ich es zumindest, routinemäßig den Kopf mit etwas anderem zu beschäftigen. Gereicht hat es allerdings nicht. (Und mehr Schlaf hab ich auch nicht dadurch bekommen.)

Rein in die Architektur-Praxis

Wenn du nicht mehr weißt, wo die ganzen Entwürfe hinführen sollen, die doch ohnehin nur im Müll landen, dann rate ich dir eins: Verlass die Uni für mindestens ein Semester. Nimm dir ein Urlaubssemester und such dir eine Praktikumsstelle, die dich wirklich als Architekt arbeiten lässt. Natürlich wirst du weder große Verantwortung übertragen bekommen, noch ein Museum der exklusivsten Art alleine planen, aber wenn du dein Grundstudium hinter dir hast und dir womöglich nur noch die Abschlussarbeit (wie bei mir) fehlt, dann wirst du eine Menge machen dürfen.
Wenn du im Team arbeitest und an der Lösung kniffliger Probleme mit deinen Kollegen feilst, dann wirst du sehen, welcher Part des Uni-Entwerfens wirklich in der Realität zum Tragen kommt. Du wirst merken, wie du von der Erfahrung der Älteren profitieren kannst und wie die Kollegen von dir lernen, wenn du ihnen von den neuesten Erkenntnissen, Bewegungen und Forschungen erzählst, von denen sie vielleicht noch gar nichts gehört haben.
Wenn es jetzt bei dir „Klick“ macht und du erkennst, dass das wahre Leben eines Architekten dahin führt, wirklich etwas zu schaffen und Städte zu verändern, dann hast du dein Ziel eventuell schon erreicht und deine Motivation ist zurück.

Alte Ziele sind neue Ziele

Es wird einen Grund gegeben haben, warum du dich für das Studium der Architektur entschieden hast. Damals, als du noch in der Schule warst oder als du ganz frisch an der Uni angekommen bist, da hast du einen Traum gehabt. Du wolltest aus mindestens einem Grund Architekt werden. Kannst du dich noch an diesen Grund erinnern?
Gehe in dich und frage dich, ob das noch immer dein Ziel und dein Traum ist!

Es gibt drei Möglichkeiten:

Nein, es ist nicht mehr mein Traum:

Wenn es nicht so ist, dann solltest du vielleicht wirklich lieber die Reissleine ziehen und dich umorientieren. Es ist nie zu spät etwas neues anzufangen und deinen Träumen zu folgen.

Es ist nicht so ganz das, was ich mir vorgestellt habe:

Mit einem Diplom- oder Master-Abschluss in Architektur bist du  nicht zwangsläufig auf das Dasein als Architekt festgenagelt. Architekten werden nicht selten im Design oder in der Projektentwicklung heimisch. Dadurch, dass du viel Gespür für Layout und Ästhetik entwickelt hast, kannst du auch in die Innenarchitektur oder die Visualisierung gehen. Einige Architekten, die sich vom Entwerfen verabschieden, realisieren für ihre ehemaligen Kommilitonen die 3D-Modelle und gehen voll und ganz in der Darstellung fremder Entwürfe auf.

Es gibt auch Architekten, die einzig und allein in die Bauleitung gehen und die nur wachsen sehen wollen, was andere sich ausgedacht haben.

Du siehst, du bist nicht einzig „ein Architekt“, du kannst mit deiner Qualifikation auch noch andere Gebiete anpeilen.

Wenn du dich aufbauend auf dein Studium qualifizieren willst, kannst du auch ein Aufbaustudium anstreben, das dir weitere Chancen bietet, aber auch die Gefahr birgt, dass du dann überqualifiziert bist.

Ich will es noch immer!

Wenn du merkst, dass dich im Grunde nichts von deinem Ziel abgebracht hat, dann musst du dir nur den Satz „Der Weg ist das Ziel“ aus dem Kopf schlagen. Das Ziel ist das Ziel und den Weg wirst du überstehen. Du hast vielleicht schon die Hälfte oder zwei Drittel geschafft. Den Rest packst du auch noch. Augen zu und durch, am Ende wirst du belohnt und hast deinen Traum erreicht. Wenn du jetzt wieder weißt, wofür du die Nächte durchackerst, dann fällt dir schonmal ein riesen Gewicht von den Schultern und alles wirkt wieder heller und leichter.

Scheue dich nicht davor, deine Ziele loszulassen, wenn sie nicht  mehr das sind, was du willst. Vielleicht findest du neue Ziele, die nur ein klein wenig von denen Entfernt sind, die du vor einigen Jahren hattest. Dann schau dir an, was du machen musst, um deine Ziele zu erreichen. Recherchiere ein wenig und schreibe dir auf, welche Voraussetzungen du erfüllen musst.

  • Um eingetragener Architekt zu werden, musst du beispielsweise deinen Abschluss machen und mindestens 2 Jahre Praxiserfahrung sowie Fortbildungspunkte nachweisen können.
  • Um Denkmalpfleger zu werden, musst du eine Zusatzqualifikation ablegen oder direkt nach dem Bachelor auf Denkmalpflege wechseln.
  • Um für Ärzte ohne Grenzen und in der Entwicklungshilfe arbeiten zu können, musst du mindestens 2 Jahre Berufserfahrung in der Planung und Ausführung haben, kreativ mit Baustoffen umgehen können,  mindestens gut Englisch sprechen, gerne mit einheimischen Fachkräften zusammenarbeiten und Auslandserfahrung in Asien, Lateinamerika oder Afrika vorweisen können.
  • Spieleentwicklung ist ein weiteres Feld, in dem sich Absolventen der Architektur gerne niederlassen. Dabei geht es nicht allein um das Entwerfen von Räumen, durch die ein Spielecharakter geht, sondern auch um das reine Erstellen der 3D-Welten, denn oft genug haben die typischen Spieleentwickler einfach kein Interesse an statischen 3D-Objekten wie Häusern und Städten. Ob es Nachbauten sind oder neue Raumgefüge, der Architekt hat ein gutes Gespür dafür. Manch einer hat sogar richtig Spaß daran, Gebäude in 3D zu modellieren. Warum damit nicht denjenigen unter die Arme greifen, für die das eine lästige Pflicht ist?
  • Ähnlich wie in der Spieleentwicklung kann man auch reale Kulissen bauen. Zum Beispiel als Bühnenbildner fürs Theater oder für den Film.

Das sind nur ein paar Beispiele.

Schreib sie auf! Wirklich, schreibe sie dir auf einen Zettel und hänge dir diesen irgendwo gut sichtbar hin, damit du jeden Tag aufs Neue einen Grund hast, aufzustehen und zur Uni oder zur Arbeit zu gehen!


Der UniSpiegel hat einen sehr interessanten Artikel über ein turbulentes Architektenleben veröffentlicht. – Man sieht dort ganz gut, was man als Architekt so zu erwarten hat. Es ist nicht das, was man sich unter einem Leben als Architekt vorstellt.

4 thoughts on “Wenn dich die Motivation verlässt

    1. In manchen Situationen sollte man das vielleicht sogar mehrmals im Jahr machen … Vor allem gerade, wenn man akut unter Motivationslosigkeit leidet.
      Allen eine motivierte Woche :)

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